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Wieder Buchungsboom im Januar

Was sind die Konsequenzen für das Marketing? Eine aktuelle Analyse unserer Kollegen der neusta data intelligence beschäftigt sich mit dem Such- und Buchungsverhalten der beiden großen Kundengruppen, Reisenden mit Kindern und ohne Kinder. Dabei ergaben sich insbesondere für das Marketing spannende Perspektiven.

Ab Weihnachten ging es endlich wieder los 

Während letztes Jahr die Buchungszahlen im Januar aufgrund der Omikron-Welle eher enttäuschend ausgefallen sind, hat der Januar in 2023 seine traditionelle Rolle als besonders buchungsstarker Monat wiedergefunden. Die Menschen nutzten die Zeit zwischen den Weihnachtsfeiertagen und Neujahr, um nach Pauschalreiseangeboten für das kommende Jahr zu suchen und buchten auch kurzfristig. Mitte Januar wurde der Buchungspeak erreicht. Es ist aber festzuhalten, dass laut der Daten aus den Amadeus Leisure IT Systemen die Anzahl der Buchungen für die ersten anderthalb Monate des Jahres 2023 noch 35% unter den Buchungen des gleichen Zeitraums in 2019 liegen. Der inflationsbereinigte Umsatz 2023 lag jedoch nicht ebenfalls 35% niedriger, sondern “nur” 26%. Die Ursache hierfür ist im Wert der Warenkörbe der Bucher zu finden. Dieser lag 2023 im inflationsbereinigten Durchschnitt um 15% höher als im Vergleichszeitraum 2019. Die Deutschen buchten im Januar zwar weniger, aber wenn sie buchten, dann gaben sie mehr aus. 

Der Trend setzt sich fort: All-Inclusive-Angebote werden immer beliebter. 

Egal ob Paar, Single, Familie oder Single mit Kindern: All-Inclusive-Angebote werden bei den Deutschen immer beliebter. Im Durchschnitt betreffen 50% aller Buchungsanfragen diese Verpflegungsart. Insbesondere All Inclusive Plus Angebote erfreuen sich immer größeren Interesses. 

Man möchte es sich gut gehen lassen.

Der Jahresurlaub ist für die meisten Deutschen eines der jährlichen Highlights, bei dem man es sich verdienterweise besonders gut gehen lassen will. Besonders wenn man in den aktuell unruhigen und schwierigen Zeiten auf andere Gedanken kommen möchte. Kaum glaubte man Corona hinter sich gelassen zu haben und dass die lang ersehnte Normalität wiedereinkehren würde, entfachte Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine, in dessen Schatten die Inflation seit langem nicht beobachtete Höhen erreicht. Daher ist es nicht überraschend, dass mindestens 4 Sterne für die allermeisten ein Muss sind. Mindestens drei Viertel der Buchungsanfragen werden für entsprechende Angebote gestellt. Dabei werden seit 2018/19 insbesondere 5-Sterne Hotels immer häufiger angefragt.

Gespart wird über die Reisedauer. 

Da einerseits die Preise steigen und andererseits die deutschen Urlauber nicht auf Komfort verzichten wollen, werden im Vergleich zu früher kürzere Reisedauern angefragt. Stark ausgeprägt ist dieser Trend bei Familien und Singles mit Kindern. Der Anteil von Anfragen von Familien für 14-tägige Pauschalreisen hat sich seit 18/19 von 18% auf 9% halbiert (Singles mit Kindern: 14% auf 7%), wohingegen der Anteil von Anfragen für Reisen mit einer Dauer von sieben Tagen von 18% auf 36% gestiegen ist (Singles mit Kindern: seit 18/19 stabil bei 36%). Bei Singles mit Kindern hat sicher der Anteil der Buchungsanfragen für Reisen mit einer Dauer von 5 oder 6 Tagen von 7% auf 14 % verdoppelt.

Drei Learnings für das Marketing 

  1. Einer der wirkmächtigsten Werbeperioden für den Tourismus liegt zwischen Weihachten und Neujahr, um potentielle Kunden zu inspirieren und zu informieren. Am Ende des Jahres haben viele Menschen die Zeit und Muße sich mit der “schönsten Zeit des Jahres” zu beschäftigen und mit Freunden oder der Familie abzustimmen. Bisher wird diese Periode von touristischen Unternehmen nur wenig genutzt. Gerade Destinationen könnten hier, wegen des kurzen Zeitraumes, einen sehr hohe Marktdurchdringung gepaart mit einem hohen Werbedruck erreichen. 
  2. Erste Impulse in Bezug auf die Beschäftigung mit dem nächsten Urlaub werden häufig in Gesprächen mit Freunden und Bekannten gesetzt, die von eigenen Erfahrungen berichten. Nach wie vor sind Berichte nahestehender Menschen der größte Einflussfaktor, wenn es um Reiseentscheidungen geht. Als Werbetreibender bietet sich hier die Chance, Menschen dazu zu animierten mehr über ihre Erfahrungen zu berichten (Word of  Mouth Marketing) oder über Personen zu werben die als “nahestehend” gelten (Influencer und insbesondere auch Microinfluencer) 
  3. Für verkaufsbezogene Werbung sind der Januar und Februar wieder die Kernmonate. Allerdings steht für einen Großteil der Buchenden die Reiseart und / oder das Ziel schon fest. Nur wer es vorher in das “relevant Set” des Kunden geschafft hat, spielt in diesen Monaten noch eine Rolle. Für Destinationen mit ähnlichen Angeboten, wie es z.B. bei den Warmwasserzielen der Fall ist, lohnt es sich durchaus noch durch kurzfristige Kampagnen den Kunden auf das eigene Angebot zu kanalisieren. 

Zusammenfassung 

Trotz der aktuell schwierigen politischen und wirtschaftlichen Situation planen die Deutschen ihren Urlaub wieder langfristiger, was sich in den Buchungszahlen im Januar bemerkbar macht. Komfort und Qualität spielen für die deutschen Urlauber eine immer wichtigere Rolle. Jedoch müssen sie aufgrund der gestiegenen Preise Abstriche bei der Reisedauer machen. Insgesamt zeigt sich aber, dass die Deutschen auch weiterhin den Wert von Urlaub und Erholung zu schätzen wissen, was sich in dem gestiegenen Durchschnittswert der Warenkörbe widerspiegelt. Für das Marketing ergeben sich wieder klar umgrenzte Kampagenzeiträume.